Wohnraum-Krise in Wien: Warum die Mietpreise völlig außer Kontrolle geraten

kleines Haus das aus Geld gebaut ist, gestapelte Münzen und ein 50-Euro-Dach
© 123rf.com | Wien erlebt historische Mietkrise

Der Wiener Wohnungsmarkt steht unter massivem Druck: Die Angebotsmieten liegen nun über 20 Euro pro Quadratmeter, während der Neubau auf ein Rekordtief stürzt. Experten sprechen von einer strukturellen Unterversorgung – mit dramatischen Folgen für Mieterinnen und Mieter.

Erstellt von: | 19. November 2025
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Wien erlebt historische Mietkrise

Der Wiener Wohnungsmarkt erreicht einen kritischen Wendepunkt: Erstmals liegen die durchschnittlichen Angebotsmieten über der Marke von 20 Euro pro Quadratmeter. Parallel dazu fällt der Neubau auf den niedrigsten Stand seit Jahren. Die Folge ist eine gefährliche Kombination aus explodierenden Wohnkosten und schwindendem Angebot.

Aktuelle Erhebungen zeigen für das erste Quartal 2025 einen durchschnittlichen Mietpreis von 20,42 Euro pro Quadratmeter – ein Plus von neun Prozent innerhalb eines Jahres. Auch die Statistik Austria registriert einen deutlichen Anstieg und kommt inklusive Betriebskosten bereits auf 10,20 Euro pro Quadratmeter, was einem Zuwachs von 4,6 Prozent entspricht.

Besonders alarmierend: Rund acht Prozent der Wiener Haushalte müssen inzwischen mehr als 40 Prozent ihres Einkommens allein für Wohnen aufbringen.

» Was außerdem teurer wurde

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Neubauleistung fällt auf mehrjährige Tiefstände

Die Ursachen für den Preissprung sind klar: Es wird massiv zu wenig gebaut. Laut CBRE werden 2025 voraussichtlich nur 8.800 großvolumige Neubauwohnungen fertiggestellt – rund 20 Prozent weniger als im Vorjahr. Andere Prognosen gehen von bis zu 11.000 Einheiten aus, ebenfalls weit unter dem Bedarf.

Hauptgründe:

  • stark gestiegene Baukosten
  • weiterhin hohe Finanzierungskosten
  • langwierige Genehmigungsprozesse
  • zunehmender Rückzug privater Entwickler aus dem Mietsegment

Besonders hart trifft es den frei finanzierten Mietmarkt: Hier liegt die Neubauleistung mittlerweile um über 50 Prozent unter dem Fünfjahresdurchschnitt.

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Experten: Wien steuert auf strukturellen Wohnungsmangel zu

 

Fachleute warnen vor einer „strukturellen Unterversorgung“ – die Nachfrage wächst, das Angebot schrumpft. Zuzug, demografische Entwicklungen und Projektverschiebungen verschärfen die Situation zusätzlich. Für 2026 wird nur ein leichter Anstieg der Fertigstellungen erwartet, der allerdings weit von einer echten Entlastung entfernt ist.

Die Bautätigkeit konzentriert sich zudem stark auf Außenbezirke wie Donaustadt und Floridsdorf, was den Druck auf zentrale Lagen weiter erhöht.

Paradoxe Marktmechanik befeuert die Krise

Die Zinswende hat eine paradoxe Dynamik ausgelöst: Sinkende Zinsen beleben zwar den Eigentumsmarkt – doch das verschlechtert die Lage am Mietmarkt.

» Bauträger setzen vermehrt auf Eigentumswohnungen, da sie höhere Renditen versprechen.

» Private Vermieter verkaufen vermehrt, statt zu vermieten – aus Sorge vor künftigen Regulierungsschritten.

Das Ergebnis ist eine zunehmende Spaltung des Marktes: Während der Eigentumssektor stabilisiert, gerät der Mietmarkt weiter unter Druck.

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Stadt Wien reagiert mit Wohnbau-Offensive

Mit der „Wohnbau-Offensive 2024+“ versucht die Stadt gegenzusteuern. Insgesamt 22.200 geförderte Wohnungen sollen bis Ende der Dekade entstehen. Ab Mai 2025 begann mit der â€žWohnungsvergabe NEU“ ein flexibles Punktesystem, das individuelle Lebenssituationen stärker berücksichtigen soll.

Mehr Transparenz und weniger Bürokratie sollen den Zugang zu gefördertem Wohnraum erleichtern.

Entscheidende Jahre für den Wiener Wohnmarkt

Ob diese Maßnahmen reichen, bleibt fraglich. Fachleute sind sich einig: Ohne einen deutlichen Ausbau des leistbaren Mietsegments wird der Druck nicht nachlassen.

Wien, international stets als Musterbeispiel für sozialen Wohnbau gelobt, steht vor einem der größten Strukturwandeln seiner jüngeren Geschichte. Die kommenden Jahre werden entscheiden, ob das Erfolgsmodell weiterlebt – oder ob leistbarer Wohnraum zunehmend zur Ausnahme wird.

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