Erntedankfeste in und rund um Wien

Erntedankfest am Wiener Heldenplatz
© Ã–SF-Praxmarer | Erntedankfest am Wiener Heldenplatz

Zwischen spätem September und Mitte des Oktobers hält ein uralter Brauch in Österreich Einzug: das Erntedankfest. Wenn die Felder abgeerntet, die Keller gefüllt und der Wein gelesen ist, ziehen die Menschen mit Erntekronen, bunten Früchtekörben und festlichen Prozessionen in die Kirchen. Was hinter diesem Brauchtum steckt und wo in Wien Erntedankfeste stattfinden, verraten wir Ihnen in diesem Artikel.

Erstellt von: | 5. September 2025
Anzeige

Das Erntedankfest ist ein kirchlicher Brauch, der den Abschluss des landwirtschaftlichen Jahres feierlich markiert. Gefeiert wird es in den Pfarren zu unterschiedlichen Terminen, meist jedoch zwischen Ende September und Anfang Oktober. In Städten hat sich der erste Oktobersonntag eingebürgert, auf dem Land finden die Feierlichkeiten häufig rund um den Michaelitag (29. September) statt.

Typisch sind festliche Umzüge zur Kirche, bei denen eine kunstvoll gebundene Erntekrone, Früchte, Brot, Wein, Blumen oder Honig mitgetragen und gesegnet werden. Musikkapellen, Kinder in Tracht, die Landjugend und Vereine machen den Zug zu einem farbenprächtigen Erlebnis. Auch die Kirchen selbst verwandeln sich in Schaubühnen des Herbstes – geschmückt mit Getreide, Gemüse und Früchten, die den Reichtum der Natur widerspiegeln.

Erntedankfeste in Wien

Heldenplatz

Wann? 6. und 7. September 2025
Wo? Heldenplatz, 1010 Wien

Das ernte.dank.festival. am Wiener Heldenplatz ist das größte Fest der heimischen Land- und Forstwirtschaft. Unterhaltung für Groß und Klein ist garantiert dank vielfältigem Programm, das von Live-Musik über Schmankerl- und Bauernmärkte bis hin zu Hüpfburg und interaktiven Mitmachstationen reicht. Neben der klassischen Erntesegnung warten einige Highlights, unter anderem eine Landmaschinenschau, eine Trachtenmodeschau sowie eine Oldtimer-Traktorenschau. 

Anzeige

Oberlaa

Wann? 28. September 2025
Wo? Pfarrkirche Oberlaa, Oberlaaer Platz 3, 1100 Wien

Ende September feiert Oberlaa sein Erntedankfest. Früher traditionsgemäß im Hof des Klosterkindergartens, seit 2010 in der Pfarrkirche Oberlaa. Ab 10 Uhr findet in der Pfarrkirche eine Kinder- und Familienmesse statt, dann folgt die Segnung der Erntekrone. Anschließend gibt es ein gemütliches Beisammensein im Pfarrgarten.

Böhmischer Prater

Wann? 4. und 5. Oktober 2025, 11:00 bis 19:00 Uhr
Wo? Böhmischer Prater, Laaer Wald 30C, 1100 Wien

Bei freiem Eintritt erwartet Besucher*innen im Böhmischen Prater ein Erntedankfest mit buntem Musikprogramm von Wienerliedern bis Partymusik an beiden Tagen sowie einem kleinen Markt. Am Samstag findet der Erntedank-Umzug statt, am Sonntag ist Kakteentag.

In und rund um Wien

Die schönsten Herbst- und Kürbisfeste

Erntedankfeste in Niederösterreich

Auch rund um Wien laden viele Erntedankfeiern zu herbstlicher Stimmung ein, meist eingebettet in eine feierliche Messe. Hier ein Überblick:

  • Puchberg am Schneeberg
    14. September 2025, ab 10:00 Uhr
    Pfarre Puchberg, Burggasse 12, 2734 Puchberg am Schneeberg
  • Ebenfurth
    21. September 2025, ab 10:00 Uhr
    Pfarrgarten Ebenfurth, Schloßgasse 9, 2490 Ebenfurth
  • Weißenkirchen in der Wachau
    21. September 2025, ab 9:00 Uhr
    Pfarrkirche, Kremser Straße 3, 3610 Weißenkirchen in der Wachau
  • Klein-Pöchlarn
    28. September 2025, ab 9:00 Uhr
    Festsaal Klein-Pöchlarn, Artstettner Straße 7, 3660 Klein-Pöchlarn
  • Getzersdorf
    28. September 2025, ab 10:00 Uhr
    Pfarrkirche und Pfarrhof, Inzersdorfer Straße 3, 3131 Getzersdorf
  • Dürnstein
    28. September 2025, ab 9:30 Uhr 
    Stift Dürnstein, Dürnstein 1, 3601 Dürnstein
  • Maria Ellend
    28. September 2025, ab 10:00 Uhr
    Fischerkirche Haslau, 2402 Maria Ellend
  • Spitz
    5. Oktober 2025, ab 10:00 Uhr
    Pfarrkirche, Kirchenplatz 12, 3620 Spitz
  • Kittenberger Erlebnisgärten
    11. und 12. Oktober 2025, ab 9:00 Uhr
    Laabergstraße 15, 3553 Schiltern
  • Altlengbach
    12. Oktober 2025, ab 10:30 Uhr 
    Pfarrkirche Altlengbach, Krichenplatz 1, 3033 Altlengbach
  • Langenlois
    19. Oktober 2025, ab 10:00 Uhr
    Pfarrkirche, Kirchenplatz 4, 3550 Langenlois
Anzeige

Warum feiern wir Erntedank?

Wenn die Natur nach dem arbeitsreichen Sommer zur Ruhe kommt, ist es der richtige Moment, Dankbarkeit zu zeigen. Früher war eine reiche Ernte überlebenswichtig, um den Winter zu überstehen – volle Kornspeicher und Obstvorräte sicherten das Leben. Schon in der Antike bedankten sich die Menschen bei Göttern und Helfern für die Gaben des Feldes.

Heute stehen Lebensmittel im Überfluss zur Verfügung, weshalb die ursprüngliche Bedeutung oft in den Hintergrund tritt. Dennoch erinnert uns das Erntedankfest daran, dass es keine Selbstverständlichkeit ist, jederzeit frisches Brot, knackiges Obst und gesundes Gemüse genießen zu können. 

Bräuche rund ums Erntedankfest

Anzeige

Die Erntekrone

Kaum ein Symbol ist so eng mit dem Erntedank verbunden wie die prachtvolle Erntekrone. Sie ist vielerorts der Höhepunkt der Feierlichkeiten und wird kunstvoll aus Ähren, Nüssen, Obst und Weintrauben gestaltet. Ihr Ursprung reicht weit zurück: Früher flochten die Erntehelfer einfache Kränze aus Getreidehalmen, die sie nach getaner Arbeit dem Bauern übergaben – als Dank erhielten sie ein festliches Mahl. Im Laufe der Zeit entwickelte sich daraus die aufwendige Bügelkrone mit vier bis sechs Bögen, die heute bei Prozessionen in die Kirche getragen und dort zusammen mit den Erntegaben gesegnet wird. Meist helfen ganze Dorfgemeinschaften beim Binden, und jeder Bauer steuert etwas von seiner Ernte bei.

Kleine Gaben: Sträußchen, Salz und Samen

Neben den großen Kronen gehören auch kleine Zeichen der Dankbarkeit zum Brauchtum. In manchen Gegenden werden im Gottesdienst Sträußchen aus Getreidehalmen, kleine Säckchen mit Körnern oder Salz verteilt. Viele Gläubige pflanzen diese später auf Feldern oder legen sie an Gräbern nieder.

Die Bedeutung der Weintrauben

Besonders in Weinregionen spielen Trauben eine zentrale Rolle. Sie sind nicht nur Teil der herbstlichen Ernte, sondern auch tief im christlichen Symbolismus verwurzelt: Sie verweisen auf den Wein des letzten Abendmahls und stehen für die Gegenwart Christi in der Messe. Schon die ersten Christen brachten Trauben zum Gottesdienst, aus denen Messwein bereitet wurde.

Regionale Besonderheiten

Je nach Region haben sich unterschiedliche Bräuche erhalten:

  • In Perchtoldsdorf (Niederösterreich) erinnert der "Hiataeinzug" an die Zeit, als Wächter die Weinberge vor Dieben schützen mussten. Am Ende der Lese wird der "Hiatabaum" gefällt, begleitet von Umzug und Festmahl.
  • In Tirol sind Erntedank-Wallfahrten, etwa von Reit im Winkl nach Maria Kirchental, Teil der Tradition.
  • Salzburg feiert die Erntezeit mit dem "Bauernherbst", wo Märkte, Handwerksvorführungen und gesellige "Hoagascht"-Abende mit Musik das Ende des Sommers markieren. Auch der festliche Almabtrieb gehört dazu, wenn das Vieh von den Almen ins Tal zurückkehrt.
  • In Oberösterreich verbindet man Erntedank mit dem sogenannten "Brausilvester". Da früher nur in kühlen Monaten Bier gebraut werden konnte, eröffnete man die Saison Ende September mit frisch geerntetem Getreide und Hopfen. Bis heute gilt der 30. September vielerorts als Neubeginn des Braujahres – ein Termin, der häufig mit Erntedank zusammenfällt.
Anzeige

Geschichte des Erntdankfestes

Die Ursprünge des Erntedankfestes liegen sowohl in alten bäuerlichen Bräuchen als auch in religiösen Traditionen. Schon lange bevor das Christentum entstand, bedankten sich Menschen bei ihren Göttern für volle Kornspeicher und reiche Felder. Im Römischen Reich und im antiken Griechenland opferte man zur Tag-und-Nachtgleiche den Fruchtbarkeitsgöttern, während die Kelten im Herbst das Fest "Mabon" feierten – mit Opfergaben, Ahnenkult und Ritualen, um dunkle Mächte zu besänftigen. Auch im Alten Testament findet sich ein Erntedank: Das Laubhüttenfest (Sukkot) erinnerte an die Wein- und Obsternte und wurde in provisorischen Hütten begangen.

Im Christentum ist Erntedank seit dem 3. Jahrhundert belegt. Damals wie heute stand die Dankbarkeit gegenüber Gott im Mittelpunkt. Ab dem 18. Jahrhundert griff die Kirche zudem bäuerliche Bräuche auf: Nachdem das Gesinde den Bauern nach der harten Feldarbeit einen Kranz aus Getreide überreicht hatte, lud dieser zu einem Festmahl ein – meist mit Musik und Tanz. So wurde aus einem weltlichen Ritual eine kirchliche Feier, die sich bis heute erhalten hat.

Erntedankfeste weltweit

Die Idee, Dank für die Gaben der Natur auszudrücken, ist universell und findet sich in vielen Kulturen wieder.

  • Im Judentum etwa gibt es zwei große Erntefeste: Schawuot, das Wochenfest zu Beginn der Erntezeit, und Sukkot, das Laubhüttenfest im Herbst.
  • Auch im Islam steht Dankbarkeit im Mittelpunkt – wenn auch nicht in Form eines klassischen Erntedankes, sondern in den täglichen Gebeten und besonders im Fest des Fastenbrechens nach Ramadan.
  • In den USA ist Thanksgiving wohl das bekannteste Erntedankfest. Am vierten Donnerstag im November versammelt sich die Familie am Tisch, um nicht nur für die Früchte der Felder, sondern für alles Gute des vergangenen Jahres zu danken – der Truthahn darf dabei nicht fehlen.
  • In Afrika hingegen sind das Kwanzaa-Fest sowie das N’cwala bekannt: Während Kwanzaa zwischen Weihnachten und Neujahr stark mit kultureller Identität verbunden ist, wird beim N’cwala die gute Ernte mit Tänzen und traditionellen Riten gefeiert.

Auch Asien kennt vielfältige Bräuche:

  • In Indien wird Mitte Januar das Makar Sankranti begangen, im Süden Pongal und im Westen Anom – alles Feste zum Beginn oder Abschluss der Ernte.
  • In China, Vietnam und Taiwan ist das Mondfest von großer Bedeutung: Familien kommen zusammen, betrachten den Vollmond und teilen den süßen Mondkuchen.
  • Und sogar am anderen Ende der Welt, in Australien, wird gefeiert – dort allerdings im März, wenn Herbst ist. Besonders bekannt ist das Apple & Grape Harvest Festival in Stanthorpe, das mehrere Tage dauert und viele Besucher anzieht.
Anzeige

Diese Geschichte teilen!


Hinterlassen Sie einen Kommentar!

weitere interessante Beiträge