
Staatsfeiertag & Tag der Arbeit
Wenn der Mai vor der Tür steht, beginnt in vielen Regionen ein festliches Spektakel: Das Aufstellen des Maibaums. Besonders in Österreich und Süddeutschland, aber auch in der Schweiz und anderen Nachbarländern, ist dieses Brauchtum ein fest verankerter Bestandteil der Kultur.
Ob am letzten Apriltag, pünktlich zum Maibeginn oder zu Pfingsten – rund um das Aufstellen des Maibaums ranken sich vielerorts verschiedenste Rituale und regionale Besonderheiten. Woher dieser farbenfrohe Brauch stammt, warum er bis heute so lebendig gefeiert wird und was es mit den Maibaumfesten auf sich hat, erfahren Sie hier.
Inhalt
Wann? 26. April 2025, 11:00 bis 19:00 Uhr
Wo? Lainzer Tiergarten (Lainzer Tor), 1130 Wien
Programm:
Wann? 30. April 2025
Wo? Enkplatz, 1110 Wien
Programm:
Wann? 19. April 2025, 15:00 Uhr
Wo? Riesenradplatz, Prater, 1020 Wien
Programm:
Wann? 30. April 2025, 15:00 bis 20:00 Uhr
Wo? Zachgasse, 1220 Wien
Programm:
Wann? 1. Mai 2025, 10:00 bis 18:00 Uhr
Wo? Glasauergasse / Silvingasse (vor Heuriger Thurn & Bautischlerei Fellner), 1130 Wien
Programm:
Staatsfeiertag & Tag der Arbeit
Die Reise des Maibaums, der später am Hauptplatz thront, beginnt mitten im Wald. Dort wird in der Regel ein möglichst gerader, hochgewachsener Nadelbaum – meist eine Fichte oder Tanne – ausgewählt. Traditionell wird der Baum in der Walpurgisnacht, also in der Nacht vom 30. April auf den ersten Mai, gefällt. Nach dem Fällen wird der Stamm sorgfältig entastet und entrindet mit dem sogenannten "Schepseisen". Nur der grüne Wipfel bleibt unberührt, denn ohne seine Krone – liebevoll "Kratz’n", "Gressing" oder "Grotz" genannt – gilt der Baum als schwach.
Geschmückt mit allerlei Deko verwandelt sich der rohe Stamm in ein festliches Schmuckstück: Je nach Region winden sich entweder kunstvolle Rindenbänder spiralförmig um das Holz, baumeln Brezen, Obst, Weinflaschen oder gar Geldsäckchen unter dem Wipfel oder tanzen bunte Stoffbänder im Wind. Zusätzlich zieren oft Kränze, Wappen, Zunfttafeln und kleine Trachtenpärchen den Stamm.
Schon gewusst? Früher galt die Birke als traditioneller Maibaum und Symbol für Fruchtbarkeit, da sie als erster Baum aus der Winterstarre erwacht.
Ist der Maibaum prächtig aufgeputzt, rückt die Dorfjugend gemeinsam mit Vereinen wie der Feuerwehr Maibaum aus, um den Stamm aufzustellen. Traditionell ohne Kran, dafür mit jeder Menge Muskelkraft, langen Holzstangen (sogenannten "Spoteln" oder "Schwabeln") und viel Geschick wird der Baum Zentimeter für Zentimeter in die Höhe gewuchtet. Rundherum spielt die Musikkapelle auf, Schuhplattler und Bandltänzer sorgen für Stimmung. Nach dem erfolgreichen Aufstellen beginnt das Maibaumfest – ein ausgelassenes Miteinander mit Musik, Schmankerln und allerlei Brauchtum.
In manchen Regionen bleibt der Baum bis Pfingsten oder gar bis zum Erntedank stehen. Mancherorts wird der Baum später versteigert oder in kleine Glücksbringerstücke zersägt.
Unverzichtbarer Programmpunkt des Maibaumfestes ist das Maibaumkraxeln. Dabei wird der glatte, oft haushohe Stamm zur Mutprobe für alle Kletterer, die sich um die Wette nach oben kämpfen. Schon im 18. Jahrhundert lockten Wirte im Frühling mit ähnlichen Wettbewerben, wo es Preise oder kulinarischen Köstlichkeiten zu gewinnen gab.
Heute dreht sich der Wettstreit weniger um die Beute als um den puren Triumph: Wer als Erster die Spitze erklimmt, sichert sich Ruhm und Anerkennung. Doch Vorsicht: Mancherorts wird der glatt gehobelte Stamm zusätzlich mit Wachs oder Seife eingeschmiert – eine schlüpfrige Tücke, die selbst erfahrene Kraxler ins Schwitzen bringt. Die Lösung? Pech und Asche, mit denen sich die Kletterer notdürftig Halt verschaffen – und pechschwarze Handflächen einhandeln.
Doch bevor gefeiert werden kann, heißt es: wachsam bleiben! Denn in der Nacht vor dem Maibaumaufstellen treiben Baumdiebe ihr Unwesen. Sobald der geschmückte Maibaum zum Aufstellen bereit liegt, zieht die Dorfjugend zum Maibaumstehlen (auch "Maibaumpassen") aus. Benachbarte Ortschaften versuchen, sich gegenseitig den Baum zu entwenden – ein traditionsreiches Spiel um Ehre und Glück.
Dabei gelten regionale Spielregeln: Mancherorts darf nur der liegende Baum gestohlen werden, anderswo der stehende. Reicht es in einem Dorf, den Baum um 45 Grad zu kippen, muss er anderswo sogar über die Gemeindegrenze getragen werden. Legt ein Wächter die Hand während des Stehlens auf den Baum, gelten die Diebe als erwischt und müssen den Baum sofort wieder aufstellen. Gelingt der Diebstahl, muss der Baum mit zünftiger Jause oder Fässern Bier ausgelöst werden, andernfalls wandert er als "Schandbaum" durch die Nachbarschaft.
Mit dem Maibaumaufstellen eng verbunden ist die heute selten gewordene Tradition der Liebesmaien. Hier ist es Brauch, dass die jungen, unverheirateten Männer eines Dorfes vor den Häusern bzw. Fenstern ihrer Angebeteten kleine Bäume, sogenannte Maien (häufig Birken), aufstellen. Geschmückt sind die Bäume oft mit buntem Krepp-Papier und einem sogenannten Maiherz aus Holz oder Karton, auf dem der Name der Geliebten oder ein Spruch steht. Dieser Liebeserklärung wird oft mit einer Anerkennung durch die Frau gewürdigt, zum Beispiel in Form einer Einladung zum Essen.
Ein anderer romantischer Brauch ist der Maistrich. Vor allem in Ober- und Niederösterreich ziehen sich am 1. Mai weiße Kalkspuren über Straßen und enthüllen heimliche Verbindungen zwischen Liebenden. Folgt man diesen Linien, führt der Weg nicht selten kilometerlang durch die Landschaft, besonders wenn der Schwarm aus einer anderen Ortschaft stammt.
Die Tradition des Maibaumaufstellens reicht weit zurück – bis in vorchristliche Zeiten, als Bäume noch als Mittler zwischen Himmel und Erde galten. Damals stellte man sie auf, um Fruchtbarkeit, Glück und göttlichen Segen zu erbitten. Mit bunten Bändern und Kränzen geschmückt, sollte der Baum das Erwachen der Natur feiern. Im Mittelalter wurde das Aufstellen des Maibaums sogar zum Symbol für die "Tanzfreiheit" – denn das Tanzen war nur zu bestimmten Zeiten außerhalb der Fastenzeit erlaubt.
Der älteste schriftliche Nachweis stammt aus dem Jahr 13. Jahrhundert – der Zeit der Babenberger-Herzöge – aus Wien, wo sich die Bevölkerung über das Ausbleiben der Mai-Festlichkeiten beklagte. Im 16. Jahrhundert wurde der geschälte Stamm mit kunstvollen Girlanden zum typischen Maibaum, wie wir ihn heute kennen. Besonders im Dreißigjährigen Krieg gewann er neue Bedeutung: Soldaten errichteten sogenannte "Ehrenbäume" für Offiziere und Fürsten als Zeichen der Anerkennung.
Im 19. Jahrhundert schützte der "Hexenbaum" in der Walpurgisnacht das Dorf vor bösen Geistern. Selbst die Politik machte sich den Brauch zunutze: 1848 wurden Maibäume als Freiheitsbäume errichtet, später missbrauchten ihn die Nationalsozialisten zur ideologischen Inszenierung. Nach dem Zweiten Weltkrieg geriet die Tradition in Vergessenheit – erst in den 1970er-Jahren wurde sie wiederentdeckt und liebevoll gepflegt. Heute sind Maibäume wieder überall präsent: als Zeichen des Neubeginns, als Mittelpunkt fröhlicher Dorffeste – und als Symbol dafür, wie lebendig Brauchtum auch im 21. Jahrhundert sein kann.
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